Unter den Alumni Reports veröffentlichen wir Beiträge von ehemaligen Studierenden der hochschule 21. In loser Reihenfolge schreiben die Alumni über ihren beruflichen Werdegang oder berufsrelevante Themen.
Von hs21 Alumnus Philipp Kornadt, Ing. Architekt (B. Eng.)
Ich bin ehemaliger Architekturstudent der hochschule 21 und habe meinen Abschluss im März 2018 gemacht. Wie für vermutlich jeden Absolventen, stellte sich auch für mich nach dem Abschluss zu allererst die Frage: Master, ja oder nein?
Diese hatte ich mir schon während der letzten Semester gestellt, und die Entscheidung etwas vor mir hergeschoben. Ich habe mich schließlich gegen einen Masterstudiengang entschieden und damit gleichzeitig für den Eintritt in die „richtige“ Berufswelt. Schließlich ist der 8-semestrige Architekturstudiengang DUAL an der hochschule 21 nach Abschluss kammerfähig (u.a. in der Niedersächsische Architektenkammer).
Die meisten Bachelorstudiengänge Architektur sind 6-semestrig und erfüllen damit die Voraussetzung für die Eintragung mit einer Regelstudienzeit von mindestens vier Studienjahren (gem. Niedersächsischem Architektengesetz) nicht.
Dieser Aspekt hat meine Entscheidung natürlich erheblich beeinflusst. Darüber hinaus entschied ich mich, meinen Praxispartner nach vier Jahren Zugehörigkeit zu verlassen und den nächsten Schritt zu gehen. Quasi unmittelbar nach dem ausreichend gefeierten Bachelorball habe ich bei einem renommierten, Hamburger Architekturbüro (akyol kamps architekten bda) neu angefangen.
Der Einstieg fiel mir nicht schwer und meine neuen Kolleginnen und Kollegen haben mich super integriert.
Nun wäre natürlich der nächste logische Schritt gewesen, direkt mit den ersten Fortbildungen für die Aufnahme in die Architektenkammer Niedersachsen zu beginnen. Dies dauerte bei mir jedoch gut ein Jahr, bevor ich mich intensiv mit den möglichen Lehrveranstaltungen auseinandergesetzt habe. Ich habe mich in der Zwischenzeit bei der Kammer als „Absolvent“ registriert. Das hat den Vorteil, dass man zukünftige Fortbildungen zu reduzierten Mitgliedspreisen absolvieren kann, über aktuelle Geschehnisse der Kammer informiert wird und darüber hinaus das Deutsche Architektenblatt (DAB) regelmäßig kostenlos erhält.
Nachdem ich mir daraufhin die für mich interessantesten Fortbildungen (auf fortbilder.de) herausgesucht hatte, entschied ich mich als Einstieg für einen kompakten Wochenendkurs namens „Sommer, Sonne, Baurecht“. Dieser ist speziell für Berufsanfänger gedacht und beinhaltet gleich vier der nötigen acht Fortbildungen in verschiedenen Themenbereichen. Diese sind auf drei Tage verteilt und für Übernachtungsmöglichkeiten sowie Verpflegung war gesorgt. Auch die Kaltgetränke für den abendlichen Austausch mit anderen Berufseinsteigern war inklusive.
Da man insgesamt acht Lehrveranstaltungen in vier unterschiedlichen Themenbereichen absolvieren muss, blieben für mich nun noch vier weitere übrig. Ich suchte mir über die folgenden Monate immer wieder spannende und passende Fortbildungen aus.
Nachdem Anfang des Jahres die Covid-19-Situation jedoch einiges veränderte, sind auch die Präsenzveranstaltungen in Online-Seminare umfunktioniert worden. Meine restlichen Fortbildungen absolvierte ich also nun vor dem Bildschirm. Die Architektenkammer Niedersachsen hat dies jedoch super umgesetzt. Keinerlei technische oder andere Probleme und Dozenten, die dennoch den Dialog mit den Teilnehmern suchten.
Nachdem ich nun alle acht Seminare absolviert hatte und inzwischen auch meine nötigen zwei Jahre Berufserfahrung vorüber waren, konnte ich mich im Sommer dieses Jahres endlich mit der Eintragung in die Architektenliste der Architektenkammer Niedersachsen beschäftigen.
Hierzu waren noch zusätzliche Nachweise durch Arbeitsproben notwendig. Genauer gesagt, muss man in den zwei Jahren Berufserfahrung mehrere Leistungsphasen (nach HOAI) durchlaufen, am wichtigsten hierbei sind sicherlich die Leistungsphasen 1-5. Im besten Fall natürlich in mehreren Projekten.
Diese Arbeitsproben der einzelnen Leistungsphasen sind bei der Kammer insbesondere durch die selbsterstellten oder mitgewirkten Zeichnungen nachzuweisen. Daraufhin konnte ich meinen Ordner, der von der Kammer zur Verfügung gestellt wird, mit meinen Nachweisen und Zeichnungen füllen und an die Kammer verschicken. Dieser beinhaltete nun neben den Antragsformularen auch das Abschlusszeugnis und die Bachelorurkunde, die Arbeitsproben, die Nachweise der Fortbildungen und eine Bestätigung der zweijährigen Berufserfahrung.
Nun hieß es: warten auf ein hoffentlich positives Feedback. Der Antrag wurde zunächst von Seiten der Architektenkammer auf formale Richtigkeit geprüft. Die Qualität der Zeichnungen beurteilte ein zum Teil externer Ausschuss aus hiesigen Architekten und Mitarbeitern der Architektenkammer.
Nach ca. drei bis vier Wochen bekam ich die erfreuliche Rückmeldung der Kammer über die Eintragung in die Architektenliste. Nun war es geschafft, ich war endlich Architekt.
Und alles in allem kann ich nur jeden ermutigen, ob mit oder ohne Master, die Fortbildungen der Kammer zu besuchen. Sie sind spannend, frischen das bereits schon mal Gehörte wieder auf oder erweitern den fachlichen Horizont nochmals.
Ehrlicherweise muss ich jedoch sagen, ich hatte anfangs bedenken, den vielen Masterabsolventen fachlich deutlich unterlegen zu sein. Jedoch waren die Sorgen umsonst. Ich habe bereits nach den ersten Minuten der Fortbildungen gemerkt, wie viel guten und wichtigen Input wir in Buxtehude bereits bekommen haben. Darüber hinaus unsere zwei jährige Berufserfahrung während des Studiums. Dies ist eine extrem gute Kombination, mit der man sich nirgends zu verstecken braucht.
Die Architektenkammer Niedersachsen und insbesondere Andreas Knapp, der für die Fortbildungen zuständig ist, haben darüber hinaus immer ein offenes Ohr und stehen den Absolventinnen und Absolventen mit Rat und Tat zur Seite. Ein Anruf bei Fragen lohnt sich.