Rückblick Gewerbe-Forum „Wirtschaft-Mensch-Umwelt“
Einen Perspektivwechsel hat am Donnerstagabend, 6. Februar 2020, das 4. Gewerbe-Forum „Wirtschaft-Mensch-Umwelt“ den rund 150 Gästen geboten. Bei der Veranstaltung in der hochschule 21 hatte allen voran der Autor und Wirtschaftsreformer Christian Felber den Blick weg von Profit hin zu Mensch und Gemeinwohl gerichtet.
Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit
Der Initiator der „Gemeinwohl-Ökonomie“ zeichnete in seinem Vortrag die Vision eines Wirtschaftsmodelles nach, das vor neun Jahren entstanden, bereits in Ansätzen in drei Staaten – Island, Schottland und Neuseeland – verfolgt werde. Dort werde als Maßstab nicht mehr das Brutto-Inlandsprodukt, sondern das Gemeinwohl Produkt zur Messung wirtschaftlichen Handelns zugrunde gelegt.
Der Grundgedanke der Gemeinwohl-Ökonomie: Als ethische Marktwirtschaft beruht das „Wirtschaftsmodell der Zukunft“ (Felber) auf der Idee, dass Unternehmen nicht in Konkurrenz zueinander nach Finanzgewinn strebten, sondern auf Kooperation setzten – mit dem Ziel des größtmöglichen Gemeinwohls.
Perspektivwechsel auch in der Region gelebt
„Das Gewerbe-Forum, als erfolgreiches Kooperationsprojekt zwischen Hochschule und Stadt, hat sich in Buxtehude als eine Plattform etabliert, die durchaus polarisierende Impulse für nachhaltiges Wirtschaften bietet“ sagte Bürgermeisterin Katja Oldenburg- Schmidt bei der Eröffnung des 4. Gewerbe-Forum.
„Wir wollten offensiv einen neuen Blick auf wirtschaftliches Handeln anbieten“, sagt Initiatorin und Buxtehudes Klimaschutzmanagerin Ann-Kathrin Bopp. Es ginge auch darum, Antwort auf die Fragen zu erhalten, wie eine Wirtschaft aussehen kann, die nicht Profit allein im Fokus habe, sondern etwa Klimaschutz und weitere gesellschaftliche Leistungen integriere.
Die Ko-Initiatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im NIREM-Projekt (Nachhaltigkeitsinnovationen im regionalen Mittelstand) der hochschule 21 Karina Witten ergänzt: „Gerade die lebendigen Beispiele aus der Region haben gezeigt, dass vieles hier in der Region nicht nur möglich ist, sondern auch passiert.“
Unternehmer aus der Nachbarschaft stellen ihr Konzept vor
Neben den theoretischen Einführungen von Christian Felber wurde anhand von zwei Praxisbeispielen gezeigt, wie bereits heute im Sinne des Gemeinwohls erfolgreich gewirtschaftet werden kann. Zu Gast waren der Unternehmensgründer Uwe Lübbermann, der in seinem Getränkeunternehmen auf Transparenz, Konsens und gleichen Lohn setzt sowie Karl-Frank Siegel. Der Stader betreibt als einer der wenigen in Deutschland eine Strickmanufaktur – er bietet unter anderem den Woll-Pullover „Rymhart“ an, der seiner Angabe zufolge mehreren Generationen lang halten sollen.
Auf der abschließenden Podiumsdiskussion mit der Wirtschaftsförderin der Hansestadt Buxtehude, Kerstin Maack, wurde dann diskutiert, wie auch die Wirtschaftsförderung Anreize schaffen kann, nachhaltiges Wirtschaften am Standtort Buxtehude zu fördern.
(Text: Hansestadt Buxtehude)
Der Vortrag von Christian Felber zur Gemeinwohlökonomie finden Sie hier
Am 7. Februar 2019 fand zum dritten Mal das Gewerbe-Forum „Energie und Klimaschutz“ in der hochschule 21 statt. Zum Thema „Ressourceneffizienz durch Digitalisierung“ wurden den rund 80 Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung spannende Beispiele aus der Unternehmenspraxis präsentiert.
ifu – Hamburg
Das Institut für Umwelttechnik befasst sich unter anderem mit aktuellen Trends und Herausforderungen in der Wirtschaft aber auch mit Chancen und Herausforderungen die die Digitalisierung im Bereich Ressourceneffizienz für Unternehmen bietet. Als Teil der iPoint-Gruppe, einem Software- und Beratungsspezialisten für Produkt- und Prozess-Compliance und Nachhaltigkeit, sieht das ifu die Wirtschaft in einem Kreislaufsystem, bestehend aus Produktdesign, Produktion, Konsum und Recycling beziehungsweise Wiedernutzung durch das Unternehmen. Dieses Wirtschaftsverständnis vertritt auch die EU, weshalb bereits zahlreiche Maßnahmen dahingehend getroffen wurden. Auch Marktdynamiken zeigen die Trends hin zu Produktnachhaltigkeit, Zukunftsorientierung, individualisierten Produkten und dem Produkt als Usership. Was die derzeitige Ressourceneffizienz in Unternehmen angeht ist sie Kernaufgabe jedes Unternehmens, wobei Projekte oft durch strategische Vorgaben getriggert und initiiert werden, um bekannte und vermutete Potentiale zu analysieren und zu beheben. Erhofft werden Qualitätssteigerungen, Senkungen des Energieverbrauchs und der Durchlaufzeit, Verbesserungen im Klimaschutz und vor allem Kostenreduzierungen. Um diese Ziele zu erreichen sind eine Zero Waste Strategy, ein geringer Ressourcenverbrauch und die Arbeit mit neuen Wertschöpfungsketten in den Unternehmen erforderlich.
Alfred Ritter GmbH
Das Familienunternehmen hat sich zum Ziel gesetzt im Einklang mit der Natur zu wirtschaften und dabei Ressourcen effizient zu nutzen. Seit 2001 investiert das Unternehmen daher in neue Versorgungsmöglichkeiten und in die Sanierung der technischen Anlagen wie beispielsweise die Heiz- und Kühlanlagen. Um Einsparpotenziale besser zu erkennen wurde 2016 ein Energie-Monitoring-System eingeführt. Indem so mehr Transparenz über den Produktionsprozess geschaffen wird, kann auch der Energieverbrauch prognostiziert werden, Einkäufe strategischer erfolgen und Geräte vorbeugend instand gehalten werden. Dafür war es im Vorhinein wichtig, Kennzahlen zu definieren, entsprechende Einflussgrößen zu kennen und Vergleichszahlen zur Verfügung zu haben. Auch eine einfache Datenpflege, ein einfaches Handling des Systems und die Möglichkeit Schnittstellen zu schaffen waren von Bedeutung für eine unternehmensweite und erfolgreiche Bedienung. Einen weiteren Baustein bietet die Mitarbeitermotivation. Durch Schulungen sollen sie für nachhaltige Themen sensibilisiert und dazu angeregt werden, ihren Arbeitsplatz bezüglich dessen verbessern zu wollen. Als Anreize werden Prämien angeboten.
Claudius Peters
Als global agierendes Unternehmen der Verfahrens- und Schüttguttechnik in der energieintensiven Zement-, Kohle-und Gips-Industrie arbeitet Claudius Peters stetig daran seine Qualität und Effizienz zu steigern. Mithilfe des Computerprogramms BIM Autodesk 360 wird seit neustem die neuartige Technologie „Generative Design“ im Konstruktionsprozess des Unternehmens angewendet. Neue Bauteile können entworfen und bereits bestehende optimiert werden. Ein einfaches Bauteil weist durch die überarbeitete Konstruktion bei gleichen mechanischen Eigenschaften nun eine Gewichtsreduktion um knapp 70 % auf. Des Weiteren können durch eine sogenannte Cloud Collaboration alle Beteiligten an unterschiedlichen Standorten das Projekt zeitgleich digital begleiten, bearbeiten und überwachen. Es resultiert eine Qualitätserhöhung sowie die Reduzierung von Lieferzeiten und Kosten und sichert so dem Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt. Im November 2018 wurde Claudius Peters für das Projekt mit dem Design and Manufacturing Award 2018 als „Innovator of the Year“ in Las Vegas ausgezeichnet.
Steinbeis Papier GmbH
Die Firma Steinbeis Papier GmbH aus Glückstadt produziert Papier aus 100% Altpapier. Trotzdem ist es ein energie- und ressourcenintensiver Prozess, weshalb das Unternehmen die Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell verfolgt. Steinbeis setz auf geschlossene Produktionskreisläufe beim Produkt selbst sowie beim Wasser- und Energiekreislauf und bei der Reststoffverwertung. Alle naheliegenden Maßnahmen zur Effizienzsteigerung wurden inzwischen umgesetzt, fortan wird die weitere Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz immer schwieriger. Daher beteiligt sich das Unternehmen nun in Energieeffizienznetzwerken, um sich unter fachkundigen Unternehmen auszutauschen und voneinander zu lernen und setzt auf digitale Unterstützung. Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine und die Zusammenführung von Datenmassen aus unterschiedlichen Quellen stellte für das mittelständische Unternehmen eine Herausforderung dar. Mithilfe einer SAP-Lösung können aber die Daten zentral zusammengeführt und für die Identifikation von Ressourcen- und Energieeinsparpotentialen genutzt werden. Die gesammelten Daten dienen so der Optimierung verschiedener Arbeitsprozesse und der Erstellung von Prognosen. Für die Zukunft erhofft sich die Steinbeis Papier GmbH eine vollautomatisierte Produktion.
Bäckerei Dietz
Das Familienunternehmen in vierter Generation befasst sich schon lange mit der Lebensmittelverschwendung durch unvermeidbare Überproduktion. Ein Warenwirtschaftssystem, welches den Bedarf protokolliert und daraus die Produktionsplanung ableitet, hilft die Überproduktion so gering wie möglich zu halten. Trotzdem werden rund 10 Prozent der Ware nicht verkauft. Um diese nicht im Abfall entsorgen zu müssen, wurden die übriggebliebenen Backwaren bisher an lokale Sozialinstitutionen gespendet, zu Paniermehl verarbeitet oder an zertifizierte Futtermittelhersteller verkauft. Als weitere Idee entwickelte der Bäcker gemeinsam mit der lokalen Brennerei Nordic erfolgreich den Brotbrand, ein aus Brotresten hergestellter Schnaps. In den Bäckereien hat sich nun der Schnaps im Verkauf etabliert und gilt als gerngesehenes Mitbringsel. Außerdem wird er in regionalen Gastronomiebetrieben und Spirituosengeschäften vertrieben. In der Münchener Bar Schumann’s werden sogar hochBROTzentige Cocktails serviert. Belohnt wurde die Idee mit der Nominierung für den Bundespreis für Engagement gegen Lebensmittelverschwendung 2018.
Impressionen des Gewerbe-Forum 2019 finden Sie in unserer Bildergalerie.
Am 01. Februar 2018 wurde auf dem 2. Buxtehuder Gewerbe-Forum „Energie und Klimaschutz“ in drei Vorträgen das Thema „Wärmewende im Unternehmen: Für ein gutes (Raum-)Klima“ auf unterschiedliche Weisen beleuchtet. Im Anschluss kamen Referenten und Fachbesucher bei einer Podiumsdiskussion zum Austausch zusammen. Zudem hatten die rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit sich im Foyer der Hochschule bei Partnern wie den Stadtwerken Buxtehude, dem Transferzentrum Elbe-Weser und der Klimawerkstatt im Landkreis Stade e.V. weitere Informationen einzuholen.
Aus der Praxis wurden zwei Erfolgsmodelle präsentiert: Die Architektin Alexandra Merten vom Architekturbüro acollage. architektur urbanistik erläuterte gemeinsam mit ihren Projektpartnern Lars Knabben, Geschäftsführer der e²-Energiebereatung GmbH, und Matthias Nienke, Gebietsleiter Expansion Vollsortiment Zweigniederlassung Nord der REWE Markt GmbH, das Zusammenspiel von moderner Architektur, energieeffizienter Technologie und Systemen zur Erzeugung erneuerbarer Energien beim sogenannten Green Building Konzept, das REWE zuletzt auch in einem Markt in Buxtehude umgesetzt hat. Das Trio machte deutlich, wie Tageslichtarchitektur, intelligente Beleuchtung und innovative Kühl- und Wärmetechnik zu einer wesentlichen Reduktion des Primärenergiebedarfs und somit zu erheblichen Einsparungen führen. Der Großteil der Green Building Gebäude der REWE Markt GmbH sind mindestens mit DGNB-Gold zertifiziert.
Der Geschäftsführer des Buxtehuder Modehauses Ernst Stackmann GmbH, Dieter Stackmann, verdeutlichte, dass es auch unter ökonomischen Aspekten sinnvoll ist, auf Energie- und Ressourceneffizienz zu setzen. In Kaufhäusern dieser Art entstehen hohe Kühllasten u.a. durch Beleuchtung, Rolltreppen, Kundenfrequenz etc. Das Erweiterungsgebäude wurde in 2012 konsequent im Hinblick auf diese Problematik geplant und erbaut. Seit 2013 nutzt das Unternehmen Geothermie zur Wärme- und Kälteregulation seiner Gebäude und konnte in den folgenden vier Jahren den Strom- und Gasverbrauch um 22 bzw. 90 % reduzieren.
Der Professor für Konstruktiven Ingenieurbau, Bauinformatik und Baumanagement, Dr. Ingo Hadrych, befasste sich in seinem Fachvortrag mit den Anforderungen an die Energieeffizienz bei Bauwerken. Er ging der Frage nach, inwiefern steigende Anforderungen hinsichtlich CO2-Einsparungen mit Wirtschaftlichkeit und Lebensqualität in Gebäuden vereinbar seien. Die kritische Hinterfragung war der Anstoß für die anschließende Podiumsdiskussion zwischen Referenten und Fachbesucher.
Impressionen des Gewerbe-Forum 2018 finden Sie in unserer Bildergalerie.
Am 01. Februar 2017 fand in der hochschule 21 das erste Buxtehuder Gewerbe-Forum zum Thema „Energie und Klimaschutz“ statt. Der Schwerpunkt der Veranstaltung wurde vom Klimaschutzmanagement der Hansestadt Buxtehude auf energieeffiziente Beleuchtung gelegt. In drei spannenden Vorträgen erhielten Buxtehuder Gewerbetreibende tiefgreifende Informationen rund um das Thema energieeffiziente Beleuchtung. In ihrer Begrüßung ging Frau Maack, Wirtschaftsförderin der Hansestadt Buxtehude, auf die Signifikanz des Themas Klimaschutz in Unternehmen ein und bezog sich dabei auf das Klimaschutzkonzept der Hansestadt, aus dem die Idee des Gewebe-Forums entsprang. Im Anschluss stellte die Klimaschutzmanagerin Ann-Kathrin Bopp das stadteigene Förderprogramm „Clever leuchten in Buxtehude“, welches die Sanierung der energieeffizienten Beleuchtung in Buxtehuder Gewerbegebäuden mit bis zu 1.500 € bezuschusst, vor.
Im Rahmen von Best Practice Vorträgen wurden zum Thema energieeffiziente Beleuchtung verschiedene Umsetzungen und Maßnahmen aus der Praxis präsentiert. Unter anderem verdeutlichten die Stadtwerke Buxtehude anhand von Beispielen, wie und aus welchen Gründen sie ihre Beleuchtung umgerüstet haben. Das Publikum erhielt Einblicke in die Beleuchtungssanierung vom Materiallager über Büroräume bis hin zum Kopierraum. Es wurden nicht nur Leuchtmittel und entsprechende Leuchten ausgetauscht, auch die Installation von Tageslicht- und Präsenzmeldern trägt zur Energieeinsparungen bei. So verursacht das neue Beleuchtungskonzept der Stadtwerke wenig Kosten und führt nach drei Jahren zu deutlichen Einsparungen. Neben der enormen Energieeinsparung, welches die Umrüstung auf LED nach sich zieht, steigt auch der Lichtkomfort. Diese Qualitätssteigerung wurde auch an Beispielen aus dem Publikum bestätigt. Demnach schafft LED ein ganz anderes Lichtbild und damit auch eine angenehmere (Arbeits-) Atmosphäre. Die Lichtbedürfnisse des Menschen am Arbeitsplatz könnten viel besser berücksichtigt werden, so die Erfahrung eines Teilnehmers.
Der Abschluss des Forums bildete die Präsentation von Herrn Engelke-Denker vom Transferzentrum Elbe-Weser (TZEW) aus Stade. Er verdeutlichte in seinem Vortrag, wo welche Potenziale in den Bereichen Energie- aber auch Ressourceneffizienz zu finden sind. Zudem informierte er das Buxtehuder Gewerbe ebenfalls über Angebote und Fördermöglichkeiten. Unter anderem wurde die kostenlose Einstiegsberatung vom TZEW vorgestellt, von der Unternehmen und Betriebe aus der Region profitieren können.
Aus unterschiedlichen Branchen kamen Besucher zum ersten Buxtehuder Gewerbe-Forum in die hochschule 21. Im Anschluss hatten die Teilnehmer die Gelegenheit bei Snacks und Getränken eigene Erfahrungen untereinander auszutauschen oder sich in einem persönlichen Gespräch mit den Referenten weiter zu informieren.
- Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Fachbereichskoordinatorin Bauwesen
- Raum 231
- witten(at)hs21.de
- +49 4161 648-220